Jakob und Esau

Eine seltsame Geschichte...

Der wohl seltsamste Bericht, neben den Segnungen und Prophezeiungen Jakobs über seinen Söhnen, ist der Ringkampf Jakobs mit dem Engel. Nachzulesen in 1. Mose 32, 24-29.

Das Rätselhafte daran ist das, was der Engel sagt: "Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen".

Es ist nur ein Satz, aber er weist auf Sachverhalte hin, die weit über den vordergründigen hinausgehen. Doch was ist vordergründige Sachverhalt?

Die Berichte rund um Jakob und Esau nehmen viel Raum ein. Ist das ein Hinweis auf ihre besondere Bedeutung? Eine entscheidende Weggabelung in deren beiden Lebensgeschichte ist der Handel betreffend das Erstgeburtsrecht.

1Mose 25:31-33 "Aber Jakob sprach: Verkaufe mir heute deine Erstgeburt. Esau antwortete: Siehe, ich muß doch sterben; was soll mir denn die Erstgeburt? Jakob sprach: So schwöre mir heute. Und er schwur ihm und verkaufte also Jakob seine Erstgeburt".

Kann man sowas überhaupt verkaufen? Wer alles wusste von dem Handel? Wurde der Handel allgemein anerkannt? Was bedeutet das Erstgeburtsrecht?

Nun, man kann es drehen, wie man will, es war ein Geschäft. Welche Werte dabei getauscht werden, freier Wille zwischen den Beteiligten vorausgesetzt, spielt keine Rolle. Ein Geschäft ist eine rechtliche Angelegenheit. Damit will ich sagen, dass Absprachen, Eide, Versprechen und Zusagen einzuhalten sind. Warum? Verlässlichkeit ist die Grundlage für Prosperität. Eingedampft auf das Wesentliche sind die 10 Gebote die Essenz, auf der das Recht basiert. Die Durchsetzung des Rechts ermöglicht Wohlfahrt für alle.

Man kann davon ausgehen, dass dieser Handel der ganzen Sippe bekannt war. Jakob wird dafür gesorgt haben, dass alle davon wussten. Es war seine einzige Chance, dass wenn die Zeit gekommen ist, zu seinem Recht zu kommen. Sein Vater, Isaak, wusste mit Sicherheit davon. Die Mutter der Beiden, Rebekka, wusste garantiert davon. Ausserdem hatte sie GOTT befragt und wusste, was sein wird. Der Jüngere würde erhöht werden. Wie das aber werden würde, darüber hatte sie keine Idee. Als die Zeit für Isaak gekommen war, erkannte Rebekka, dass Isaak sich über die Abmachung der beiden Brüder hinwegsetzen würde und musste handeln.

Man muss berücksichtigen, dass wir in einem materiellen Universum existieren, wo die Dinge nicht von allein geschehen, sondern ausgerollt werden müssen.

1.Mose 27 schildert, wie Jakob anstelle von Esau den Erstgeburts-Segen von Isaak erhielt. Seither gilt Jakob als Betrüger.

Ist Jakob tatsächlich ein Betrüger, als den, wie die ganze Welt ihn sieht? Als Beleg für diese Sicht wird z.B. Hosea 12,4 herangezogen. Darauf wird später eingegangen.

Was sagt GOTT dazu? Schlicht und ergreifend: NICHTS! Dieser Umstand ist sehr bemerkenswert.

Wir wissen, dass viel später aus der Linie Abraham, Isaak und Jakob/Israel der Erlöser Israels und der Welt kommen wird. Baut Yahweh sein Recht auf einem Betrug auf - und das im Lichte der Tatsache, dass Recht und Gerechtigkeit Yahwehs absolute Richtlinie ist? Was ist hier eigentlich Sache? Jakob ist ein Geschäftsmann. Gelegentlich bekommt er eine Sache zum Schnäppchen-Preis (Erstgeburtsrecht), aber meistens aber teuer bezahlt (20 Jahre Dienst beim Schwiegervater Laban für Rachel, Lea und die Herde).

Handeln ist seine Strategie – nicht Betrug. Es ist keine Überraschung, dass er dieselbe Strategie anwendet, als Jaweh sich offenbart.

Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort! Dies ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies die Pforte des Himmels. Und Jakob stand des Morgens früh auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und stellte ihn auf als Denkmal und goß Öl auf seine Spitze. Und er gab selbigem Orte den Namen Bethel; aber im Anfang war Lus der Name der Stadt. Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Wege, den ich gehe, und mir Brot zu essen gibt und Kleider anzuziehen, und ich in Frieden zurückkehre zum Hause meines Vaters, so soll Jahwe mein Gott sein. Und dieser Stein, den ich als Denkmal aufgestellt habe, soll ein Haus Gottes sein; und von allem, was du mir geben wirst, werde ich dir gewißlich den Zehnten geben. (1Mo 28:17-22)

Ob dieses Geschäft Jahwehs Entscheidung beeinflusst hat, ist nicht überliefert, aber unwahrscheinlich. Es folgen 20 Jahren im Dienste Labans. Am Schluss sah Jakob nur die Flucht als letzte Möglichkeit, um aus dessen Griff zu entkommen. Eine Sache hing, wie eine pechschwarze Wolke, Tag für Tag über seiner Zukunft. Die Begegnung mit Esau wird unausweichlich stattfinden und dabei würde es über Tod oder Leben gehen. Davor konnte er nicht fliehen. Eine kämpferische Auseinandersetzung mit Esau würde er nie überleben. Jakob, ein Hirte und Familienmensch gegen Esau, den Jäger und Krieger. Und so schien es zu kommen...

Und Jakob hob seine Augen auf und sah: und siehe, Esau kam und mit ihm vierhundert Mann. Und er verteilte die Kinder auf Lea und auf Rahel und auf die beiden Mägde; und er stellte die Mägde und ihre Kinder vornan und Lea und ihre Kinder dahinter und Rahel und Joseph zuletzt. (1Mo 33:1-2)

Vor dieser Begegnung musste die wichtigste Frage geklärt sein: Wer ist der Erstgeborene? Auf wessen Seite war das Recht? Diese Frage von einem zivilen Gericht klären zu lassen, war nicht möglich. Anwälte und Gerichte gab es nicht. Wie der Richterspruch der Gemeinschaft ausfallen würde, war damals wie heute klar: Jakob ist der Betrüger. Jakob sieht sich aber im Recht.

An wen sollte er sich wenden?

Die ganze Geschichte findest du hier.

Viel Spass